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FinTech – Finanzdienstleistungen, Informationstechnologien und Finanzmarktregulierung


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FinTech ist in aller Munde. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht publikumswirksam der Siegeszug von virtuellen Währungen oder Bezahl-Apps ankündet wird. FinTech Start-up-Unternehmen schiessen wie Pilze aus dem Boden. Unser Beitrag erklärt den Begriff und gibt einen Überblick über die aktuellen regulatorischen Fragestellungen.

Der Begriff FinTech (Financial Technology) bezeichnet die Bereitstellung von finanziellen Dienstleistungen, insbesondere in den Bereichen E-Commerce, mobile Zahlungssysteme oder Crowdfunding. Gemäss einer Studie von KPMG sollen die FinTech-Märkte während den nächsten drei Jahren weltweit von 3 Milliarden auf 6 bis 8 Milliarden US-Dollar wachsen. Rund um die Welt zeigen sich Finanzzentren bestrebt, sich das Potenzial von digitalisierten bzw. webbasierten Finanztechnologien zunutze zu machen. Wegweisend für eine erfolgreiche Entwicklung von FinTech wird dabei insbesondere sein, ob der Gesetzgeber den Fokus eher auf die Vorteile oder die Risiken legt.

Beispiele ausgewählter FinTech-Anwendungen

Die Erscheinungsformen von FinTech Dienstleistungen können unterschiedlich sein. Es existieren die nachfolgend aufgeführten Kategorien:

1) Zahlungsverkehrsdienstleistungen: wie zum Beispiel Zahlungsauslösedienste oder Zahlungssysteme, die das mobile Bezahlen oder die Überweisung von Geld ermöglichen. In der Schweiz stellen z.B. Twint oder Paymit solche Zahlungssysteme dar.

2) virtuelle Währungen: sind vor allem durch Bitcoin bekannt. In der Schweiz existieren auch Monetas oder Xapos.

3) Dienstleistungen im Bereich Kreditgeschäft und Kapitalmarkt: werden auch in der Schweiz angeboten. Es existieren diverse Crowdfunding-Plattformen wie zum Beispiel WeMakeIt oder C-Crowd. Dazu zählen auch Online-Broker-Dienstleistungen wie Swissquote oder TradeDirect. Diese Unternehmen erlauben den Erwerb von Aktien oder andere Beteiligungsarten durch private Investoren.

4) Infrastrukturangebote sind zum Beispiel Anlageberatungsdienstleistungen oder Versicherungsmanagement-Dienstleistungen, die mit Versicherungsplattformen wie Knip in Erscheinung treten.

5) Finanzdatenanalyse oder 6) Datensicherheitslösungen und zu guter Letzt 7) Schnittstellenprogramme zum Endverbraucher wie Apple Pay oder Facebook.

Regulierungsbedarf im FinTech-Sektor

Da FinTech-Unternehmen mit neuartigen Finanzdienstleistungen direkt und sehr schnell an die Kunden herantreten, beleben sie die Finanzbranche und fördern damit die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes Schweiz. Dies stellt sicherlich eine positive und förderungswürdige Entwicklung für die Schweiz dar.

Die Schweiz hat in letzter Zeit viele Startups und Investoren aus der FinTech Branche angezogen, insbesondere auch im Bereich von Kryptowährungen und der Block-Chain Technologie ist die Schweiz als Standort für viele Unternehmen attraktiv (vgl. dazu BR News vom 31. Oktober 2015, https://www.mll-news.com/eugh-bitcoin-exchanges-mehrwertsteuerbefreit/).

Die FinTech-Dienstleistungen sind mit ähnlichen Risiken verbunden, wie sie bei der Nutzung von traditionellen Finanzdienstleistungen auftreten können (Reputation des Finanzplatzes, Anleger- bzw. Kundenschutz und Schutz des Vertrauens in die Funktionsfähigkeit der Finanzmärkte). Hinzu kommen auch datenschutzrechtliche Aspekte. Welche Risiken mit der Nutzung einer Dienstleistung verbunden sind, kann für den durchschnittlichen Nutzer schwer bis unmöglich nachvollziehbar sein, weil er die Technologie, auf welcher die benutzte Dienstleistung beruht, nicht kennen bzw. verstehen kann.

Grundsätze der Finanzmarktregulierung

Das Ziel regulatorischen Handelns vor diesem Hintergrund sollte darin bestehen, die Standortattraktivität der Schweiz zu wahren, zu verbessern und förderliche Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu schaffen. Der Gesetzgeber und die Aufsichtsbehörden sollten also bestrebt sein, die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Finanzsektors zu wahren und zu verbessern.

Ferner sollten vergleichbare Wettbewerbsvoraussetzungen für alle Finanzmarktteilnehmer geschaffen und die Eigenverantwortung der Finanzmarktteilnehmer gefördert werden. So müssen die regulatorischen Anordnungen auch die Risiken minimieren, die Rechtssicherheit gewährleisten und über einen längeren Zeitraum bestehen können, damit die Marktteilnehmer ihre Strategien darauf aufbauen können.

FINMA Direktor Mark Branson betonte in seinem Referat vom September 2015, dass die FINMA sehr an einem innovativen und wettbewerbsfähigen Schweizer Finanzplatz interessiert sei. Weil die FINMA sich für einen nachhaltigen Schweizer Finanzplatz einsetzt, möchte sie regulatorische Hürden abbauen, um Raum für Innovationen zu schaffen.

Dazu zählt gemäss Branson, dass in der Revision der Geldwäschereiverordnung (tritt voraussichtlich am 1. Januar 2016 in Kraft) Regeln zur Online-Identifizierung eingebracht wurden, damit die für die FinTech-Branche entscheidende Identifikation von Kunden (Know Your Customer oder KYC) via Video in Zukunft möglich wird.

Weiter ist auch die Einführung einer neuen Bewilligungskategorie für FinTech-Unternehmen im Gespräch, welche tiefere Anforderungen stellen würde, quasi eine Bankbewilligung „Light“. Dies würde die Gründung von neuen FinTech-Unternehmen erleichtern und bereits existierende Unternehmen (z.B. Crowdfundingplattformen oder einfache Finanzdienstleister) sehr entgegen kommen.

FinTech-Unternehmen mit einer «Bankenlizenz Light» dürften aber nur kleinere Volumen als Banken abwickeln und keine «Fristentransformation» betreiben. Gemäss dem Direktor der FINMA ist ein Institut ohne «Fristentransformation» eigentlich keine Bank. Wenn eine Unternehmung kein Bankgeschäft betreibt, braucht sie auch nicht das Schutzniveau einer Bank. Diese neue Bewilligungskategorie würde für einfache Finanzinstitute eine hohe Hürde für den FinTech-Platz Schweiz abbauen.

Letztlich erklärte Mark Branson noch, dass die zwei Hauptrisiken des technologischen Wandels die Zunahme von sogenannten Cyberrisiken und das Outsourcing von IT-Dienstleistungen sind. Dementsprechend wird die FINMA dieses Jahr gezielte Zusatzprüfungen zum Thema IT-Sicherheit durchführen und ihr Rundschreiben „Outsourcing“ ergänzen.

Die Zukunft des FinTech-Sektors in der Schweiz

Der FINMA kommt eine entscheidende Bedeutung zu, die geeigneten Rahmenbedingungen für die weitere Entwicklung der FinTech-Branche zu schaffen. Für welchen Weg sich der Schweizer Gesetzgeber entscheiden wird, hängt schliesslich davon ab, ob Rechtsstaatlichkeit oder die Schutzziele der Finanzmarktgesetze einerseits oder die Wettbewerbsfähigkeit andererseits höher gewertet werden.

Gestützt auf die Grundsätze der Finanzmarktregulierung und die Entwicklungen im FinTech-Sektor könnte die Regulierung von einigen FinTech-Eigenschaften den Zugang zu in- oder ausländischen Finanzmärkten erleichtern. Ausserdem könnte der Kundenschutz verbessert werden, wie auch die Innovation und die Wettbewerbsfähigkeit. Besonders in Bezug auf die steigende Komplexität der zu regulierenden Materie und die zunehmende Digitalisierung ist die Herausforderung jedoch gross, sowohl auf der Seite der Aufsichtsbehörde wie auf der Seite von FinTech-Unternehmen. Letztere verfügen über einen Wissensvorsprung bezüglich der von ihnen entwickelten Technologien und deren inhärenten Risiken. Somit erscheint es grundlegend, dass das Wissen der Marktteilnehmer in die Überprüfung des Regulierungsbedarfs miteinbezogen wird. So könnte auch die Früherkennung neuer Risiken gefördert und dadurch verhindert werden, dass die Regulierung den Finanzmarktentwicklungen hinterherhinkt.

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